Das Thema "Nachwuchs" wird unter HMSN-Betroffenen unterschiedlich diskutiert. Die einen möchten aufgrund der möglichen Vererbung keine Kinder haben, andere gründen trotz Erkrankung eine Familie.
Wie sich jemand entscheidet ist reine Privatsache, aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen, Kinder zu bekommen.

Entscheidet sich eine Frau mit HMSN für Kinder, so hat die HMSN keinen Einfluss auf die Schwangerschaft als solches. Es kann jedoch sein, dass sich - vermutlich aufgrund der hormonellen Umstellung während und nach der Schwangerschaft - in Bezug auf den HMSN-Verlauf der Frau negative Veränderungen (= Verschlimmerungen) ergeben. Manchmal sind diese Veränderungen nur vorübergehend, sie können aber auch von Dauer sein. Dies hängt ein wenig vom HMSN-Typ ab. Wie schwer sich die HMSN verschlimmert kann aber nicht vorhergesagt werden.

Für die Geburt sollte eine Frau mit HMSN gut überlegen, ob sie sich körperlich in der Lage fühlt, das Kind auf natürlichem Wege zu bekommen. Es gibt keine allgemeine Empfehlung für einen Kaiserschnitt, dies kann jedoch eine Option sein. Man sollte dies mit den betreuenden Ärzten rechtzeitig besprechen.

Unter der Geburt stehen dieselben Medikamente zur Verfügung wie bei gesunden Frauen. Unter dem Menüpunkt "Narkosen" gibt es dazu einige Infos.

Untersuchungen auf HMSN während der Schwangerschaft:
Während einer Schwangerschaft gibt es die Möglichkeit, auf bestimmte Krankheiten zu untersuchen (z.B. Trisomie 21). Dies geschieht z.B. durch eine Fruchtwasseruntersuchung.

Über eine solche Untersuchung kann man durchaus auch auf HMSN testen. Manch eine betroffenes Paar sieht dies als Möglichkeit, frühzeitig zu wissen, ob die Erkrankung beim Nachwuchs vorliegt. So Vorteilhaft dies klingt, man sollte sich vor einer solchen Untersuchung gut überlegen, ob mit einer positiven Diagnose Konsequenzen verbunden sind. Möchte man nur wissen, ob das Kind ggf. betroffen ist, so sollte man bedenken, dass z.B. die Fruchtwasseruntersuchung auch mit Risiken für die Schwangerschaft verbunden sein kann. Man muss also gut abwägen, ob das Wissen um die mögliche HMSN mögliche Schwangerschaftsprobleme aufgrund der Untersuchung rechtfertigt.
Ob einem das frühe Wissen, dass der Nachwuchs den Gendefekt geerbt hat, wirklich weiterhilft, ist eine andere Frage. Solange der Nachwuchs keine Symptome zeigt, nützt einem das Wissen um den Gendefekt nicht all zu viel. Denn ein Gendefekt bedeutet nicht, dass man auch an einer Krankheit erkrankt ist. Dazu benötigt es Symptome, die eindeutig der Krankheit zuzordnen sind. Für die HMSN bedeutet dies, dass beim Auftreten von Symptomen entsprechende neurologische Untersuchungen erfolgen müssen, um die Diagnose zu bestätigen.
Wenn man also weiß, dass ein Elternteil an einer HMSN leidet, wird man sich beim Auftreten von Symptomen beim Nachwuchs sicherlich an einen Neuropädiater wenden.
 

Präimplantationsdiagnostik (PID):
Mit der PID können schwere Erkrankungen bereits im Vorfeld einer Schwangerschaft ausgeschlossen bzw. verhindert werden. Dazu müssen befruchtete Eizellen auf den in der Familie auslösenden Gendefekt untersucht werden. Sofern sich Eizellen mit diesem Gendefekt finden, werden diese Eizellen verworfen, während Eizellen ohne den Gendefekt der Frau eingesetzt werden.

Rechtlich sieht die Lage in Deutschland so aus, dass PID nur bei einigen bestimmten schweren Erkrankungen erlaubt ist. Die HMSN gehört nicht dazu. Man kann dennoch einen Antrag stellen, letztendlich wird über eine Ethikkommission darüber entschieden.

Was man jedoch beachten sollte, ist, dass die PID zwangsläufig mit einer künstlichen Befruchtung verbunden ist. Mal abgesehen von den Beschränkungen auf Seiten der Leistungsbereitschaft/-möglichkeit der Krankenkassen sollte bedacht werden, dass eine künstliche Befruchtung für Frauen mit HMSN nicht ideal ist.
Damit eine künstliche Befruchtung erfolgen kann, müssen vorher ausreichend Eizellen von der Frau gebildet werden. Dies wird i.d.R. durch die Gabe von zusätzlichen Hormonen erreicht. Hormone können sich jedoch negativ auf die HMSN auswirken. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass man sich den Wunsch nach einem gesunden Kind mit einer deutlichen Verschlimmerung der HMSN im Rahmen der PID erkauft. Ohne die Gewähr zu haben, dass man am Ende auch Eizellen ohne den Gendefekt zur Verfügung hat.