Tagesmüdigkeit, die sog. Fatigue, stellt für viele HMSN-Betroffene ein mehr oder minder schweres Problem dar. Sie äußert sich vielfach so, dass Betroffene ständig müde sind, trotz ausreichend Schlaf und Erholungsphasen. Die Lebensqualität kann dadurch stark leiden, denn manch einem Betroffenen fehlt dadurch die Kraft, aktiv am Leben teilzunehmen. Es werden nur noch die dringend notwendigen Dinge erledigt, für Freizeitaktivitäten o.ä. ist man zu müde.

Für die Tagesmüdigkeit gibt es verschiedene Ursachen, die nicht immer zusammen einhergehen müssen.

Ein Grund für die ständige Müdigkeit ist die Tatsache, dass das Gehirn aufgrund der Nervenschädigungen, die die HMSN verursacht, ständig überlastet ist.
Das Gehirn ist die Schaltzentrale des Körpers, damit z.B. Bewegungen ausgeführt werden, sendet es Impulse an die Nerven aus. Da die Nerven aufgrund der HMSN geschädigt sind, gehen auf dem Weg Impulse verloren, so dass das Gehirn weitere Impulse senden muss.

Anschaulich kann man sich das so vorstellen:
Das Gehirn entspricht einem Wasserhahn, die Nerven einem Schlauch, der Löcher hat. Möchte man nun mit diesem Wasserschlauch 10 L Wasser in einen Eimer füllen, so stellt man fest, dass man zwar diese 10 L über den Wasserhahn in den Schlauch einfüllen lassen kann, im Eimer kommen aber z.B. nur 6 L an. Die fehlenden 4 L sind unterwegs durch die Löcher aus dem Schlauch geflossen. Um nun den Eimer ganz zu füllen, muss man den Wasserhahn wieder aufdrehen und noch einmal X Liter durch den Schlauch laufen lassen.

Das Senden von zusätzlichen Nervenimpulsen ist für das Gehirn anstrengend, denn dies betrifft ja tagtäglich unzählige Körperfunktionen. Das Gehirn muss immer mehr an Impulsen senden als eigentlich nötig wäre, wenn die Nerven gesund wären. Das strengt an und ermüdet.

Eine weitere Ursache kann in Beschwerden liegen, die häufiger mit der HMSN einhergehen und welche den Schlaf betreffen. Hierbei handelt es sich zum einen um die sogenannten Restless Legs (RLS), zum anderen um Probleme im Bereich der Atmung, die nachts zu Sauerstoffmangel und gestörtem Schlaf führen.

RLS äußern sich durch verschiedene Symptome, am Bekanntesten ist sicherlich, dass hiervon Betroffene über unruhige Beine, insbesondere am Abend oder in der Nacht, klagen. Durch die Beschwerden ist der Schlaf gestört, da Bewegung die Symptome lindert, versuchen Betroffene, dies z.B. durch herumlaufen zu erreichen.
Die Ursache für RLS liegt u.a. in einem Dopaminmangel, welcher durch die Gabe von L-Dopamin-Präparaten behoben werden kann.

Nächtliche Atemprobleme können verschiedene Ursachen haben. Relativ häufig wird bei davon betroffenen Patienten eine sog. obstruktive Schlafapnoe (OSAS) diagnostiziert, in seltenen Fällen kann auch eine muskuläre Atemschwäche zugrunde liegen. Abhilfe schafft eine die nächtliche Beatmung über eine Atemmaske.

Ob RLS oder eine OSAS vorliegen, lässt sich recht einfach im Schlaflabor klären. Ein Hinweis auf OSAS kann nächtliches Schnarchen sein. Kämpft man zusätzlich mit verstärkter Tagesmüdigkeit, macht eine Untersuchung im Schlaflabor auf alle Fälle Sinn. Unbehandelte OSAS kann das Risiko für zahlreiche andere Erkrankungen erhöhen, deshalb sollte man dies nicht unbehandelt lassen.

Für die Diagnose der RLS reichen manchem Neurologen auch schon die Symptome. Wenn dann ein Versuch mit L-Dopa die Beschwerden lindert bzw. verschwinden lässt, bestätigt dies die Diagnose. Welche Untersuchungen ggf. der eigene Neurologe für die Diagnose der RLS vornehmen möchte, muss mit ihm geklärt werden.