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Seit Februar/März 2020 beschäftigt das Corona-Virus, Sars-Cov-2, so gut wie jedes Land auf der Welt. Das Virus ist vermutlich um die Jahreswende, vielleicht auch schon etwas früher erstmals in China aufgetreten, hiernach verbreitete es sich dann weltweit.
Deutschland hatte im Januar seinen ersten lokal begrenzten Fall (Firma Webasto), mit Ende der Karnevalszeit wurde dann der Kreis Heinsberg in NRW zum Hotspot, mit Ende der Skiferien in Hamburg und der Winterferien in Bayern folgten auch dort rascht steigende Infektionszahlen.
Mitte März kam es dann zu ersten strengeren Maßnahmen, das Alltagsleben wurde herunter gefahren, es galt Kontakte zu minimieren und Abstand zu halten. Damit gelang es, die Verbreitung des Virus erst einmal zu verlangsamen. Mitte März rief die WHO dann auch die Pandemie aus.
In anderen Ländern, darunter auch einige europäische Länder, waren die Auswirkungen des Virus im Frühjahr weitaus schlimmer als in Deutschland. Es gab wesentlich mehr Infizierte und sehr viel mehr Todesfälle als bei uns. Dementsprechend scharf waren dort auch die Maßnahmen, mit denen man versuchte, die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Seit Beginn der Pandemie gilt, dass man versuchen soll, sich vor einer Ansteckung zu schützen. Hierzu werden die sogenannten AHA-L-Regeln propagiert: Abstand - Hygiene(Händewaschen) - Alltagsmasken und Lüften.
Während der Sommermonate gab es in vielen Ländern nur noch sehr wenig Infizierte, seit Ende des Sommers/Anfang des Hebstes steigen die Fallzahlen wieder stark und sprunghaft an. Fast überall auf der Welt deutet sich jetzt schon an, dass die Infektionszahlen über den Winter deutlich über denen des Frühjahrs liegen werden. Somit wurden in vielen Ländern wieder schärfere Maßnahmen eingeleitet, mit denen man versucht, den Anstieg abzubremsen. Die obigen AHA-L-Regeln sind nun wieder um einiges wichtiger geworden als in den Hochsommermonaten.

Je mehr Menschen infiziert wurden, umso größer wurden die Erkenntnisse und Informationen, die man aus den Erfahrungen mit den Infizierten und der Forschung rund um das Virus sammelte. Das Tempo, mit dem Studien und Forschung in vielen Bereichen rund um das Virus betrieben wurden (und immer noch werden) ist sicherlich als atemberaubend und "noch nie dagewesen" zu beschreiben, dennoch ist man noch weit davon entfernt, diese Forschung als "abschließend" zu bezeichnen. Im Gegenteil, es ist vielmehr so, dass mit Fortdauer der Pandemie immer wieder neue Erkenntnisse veröffentlicht werden, die sich zum Teil gravierend von Erkenntnissen aus dem Frühjahr unterscheiden. Da die Pandemie immer noch am Anfang ist, wird es sich auch weiter fortsetzen, dass neue Erkenntnisse gewonnen und u.U. ältere Erkenntnisse wieder über den Haufen geworfen werden. Vor diesem Hintergrund muss man beachten, dass heute gegebene Informationen in einigen Wochen, Monaten oder auch Jahren überholt sein könnten. Dies sollte bei der weiteren Lektüre im Hinterkopf behalten werden. 

Die Erkrankung, die das Coronavirus Sars-Cov-2 auslöst, nennt sich Covid-19.

Die Symptome dieser Erkrankung ähneln denen anderer Erkältungskrankheiten. So werden aktuell (Stand Oktober 2020) von der WHO als häufigste Symptome Fieber, trockener Husten und Müdigkeit und als Symptome eines schweren Verlaufs Atembeschwerden oder Kurzatmigkeit, Schmerzen oder Druckgefühl im Brustbereich, Appetitverlust, Verwirrung, hohe Temperatur genannt. Daneben werden noch eine Reihe anderer Symptome genannt, die auch bei anderen Erkältungskrankheiten auftreten, wie z.B.Verlust des Geschmacks- und/oder Geruchssinn, Übelkeit, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Durchfall (Quelle: WHO).

Covid-19 verläuft in den meisten Fällen (ca. 80%) entweder asymptomatisch oder mild, in 14% der Fälle entsteht ein schwerer Verlauf, verbunden mit Atemnot, ca. 5% der Fälle benötigen eine intensivmedizinische Versorgung.

Die Krankheitsdauer beträgt bei milde betroffenen Personen ca. 14 Tage, schwerere Verläufe benötigen im Schnitt 3 bis 7 Wochen.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 2 und 14 Tagen, erste Symptome zeigen sich im Schnitt nach 3 bis 5 Tagen. Das Tückische ist, dass Betroffene kurz vor Auftreten der ersten Symptome die höchste Virenlast haben und somit auch hoch ansteckend sind.
Da die Symptome einer Covid-19-Infektionen denen anderer Erkältungskrankheiten entsprechen, kann man anhand der Symptome nicht unterscheiden, ob Covid-19 oder z.B. eine Grippe vorliegt. Zum Nachweis einer Covid-19-Infektion wird ein Test benötigt, der das Virus nachweist.
Dass Corona sich so gut verbreiten kann, erklärt sich sicherlich daraus, dass zum einen die Ansteckung vor Autreten erster Symptome am höchsten ist, zum anderen dadurch, dass natürlich in der Allgemeinbevölkerung frühestens dann ein Test gemacht wird, wenn Symptome vorhanden sind, die auf Corona zurückzuführen sind oder wenn jemand nachweislich Kontakt zu einem Coronainfizierten hatte. Es werden zwar auch Tests in ganz bestimmten Bereichen (Krankenhaus, Pflegeheime, Schule) durchgeführt, dies dient aber zur Prävention. Man möchte dadurch frühzeitig Infizierte herausfiltern, um zu verhindern, dass diese das Virus in die oben genannten Einrichtungen tragen.

Wie die Erfahrung aus dem Frühjahr gezeigt hat, scheint das Virus bei bestimmten Risikogruppen eher schwere Verläufe auszulösen. Hierzu zählen ältere Menschen, Männer, Raucher und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Krebserkrankungen, Nierenerkrankungen. Die genaue Liste kann im Covid-19-Steckbrief des Robert-Koch-Instituts eingesehen werden.

Mit Zunahme der Infektionszahlen hat sich gezeigt, dass Covid-19 durchaus mit Langzeitfolgen einhergehen kann. Mittlerweile weiß man, dass "Long Covid" nicht nur bei schweren, sondern auch bei milden Verläufen auftreten kann. Man kennt solche Langzeitfolgen bereits von anderen neu aufgetretenen Corona-Viren der jüngeren Vergangenheit (SARS, MERS), Betroffene leiden u.U. lange Zeit oder auch lebenslang darunter. Somit kann man zum jetzigen Zeitpunkt Covid-19 nicht als harmlose Erkrankung bezeichnen.

Zur Behandlung einer Covid-19-Infektion stehen aktuell kaum Medikamente zur Verfügung. Man hört wohl immer wieder von bestimmten Präparaten, deren Wirkung auf die Erkrankung bzw. deren Verlauf man aktuell erforscht, darunter ist bislang aber kein Wirkstoff, der als Medikament gegen Covid-19 nachgewiesenermaßen zu 100% erfolgreich ist. Es sieht so aus, dass manche Wirkstoffe einen schweren Verlauf mildern können, allerdings scheint hier die Studienlage nicht immer eindeutig zu sein, da die Informationen durchaus variieren.

Ähnlich sieht es bei der Entwicklung eines Impfstoffes aus. Zahlreiche Pharmaunternehmen forschen an einem solchen Impfstoff, einige Impfstoffkandidaten sind sogar schon in der 3. Studienphase oder stehen kurz vor deren Beginn, allerdings kann man über die Wirksamkeit noch keinerlei Aussagen machen. Auch wenn ein Impfstoff für die nahe Zukunft (Anfang bis Mitte 2021) in Aussicht gestellt wird, so findet man inzwischen auch öfter weniger optimistische Stimmen, die einen voll wirksamen Impfstoff im nächsten Jahr eher anzweifeln.
Es bleibt hier leider nur, abzuwarten und bis dahin die AHA-L-Regeln zu befolgen.

Da im Zusammenhang mit schweren Verläufen einer Covid-19-Infektion immer wieder von Risikogruppen die Rede ist, stellt sich natürlich auch für Menschen mit Vorerkrankungen wie der HMSN die Frage, ob sie auch zur Risikogruppen gehören.

Diese Frage ist aktuell nicht eindeutig zu beantworten!
Die Gründe dafür sind insofern vielfältig, als dass man zum einen kaum Erfahrungen mit Corona-Patienten hat, die gleichzeitig auch eine HMSN haben, zum anderen variieren die Beschwerden bei der HMSN je nach Verlauf auch sehr stark.

Was man sicherlich festhalten kann, ist, dass ein HMSN-Betroffener mit einem sehr milden Verlauf, der vielleicht nur die Füße und evtl. Hände betrifft, statistisch gesehen ein anderes Risiko hat, einen schweren Covid-19-Verlauf zu erleiden als ein HMSN-Betroffener, der unter irgendeiner Form von Atembeschwerden im Zusammenhang mit der HMSN, aber auch unabhängig von der HMSN, leidet. Auch weitere Vorerkrankungen, insbesondere aus dem Katalog des RKI, werden die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung sicherlich erhöhen. Eine Sicherheit, dass man mit einer milde verlaufenden HMSN auch nur eine milde Covid-19-Erkrankungen bekommen wird, gibt es aber natürlich nicht. Deshalb ist es sicherlich günstig, wenn man eine Ansteckung mit Sars-Cov-2 so lange wie möglich vermeiden kann.

Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum man einer Ansteckung mit Corona so lange wie möglich aus dem Weg gehen sollte. Dieser liegt darin, dass man selbst bei einem milden Verlauf negative Auswirkungen auf die HMSN nicht ausschließen kann. So kann schon eine wenige Tage andauernde Bettlägerigkeit aufgrund von Fieber oder Erschöpfung/Müdigkeit dazu führen, dass man eine Schwächung der Restmuskulatur bemerkt. Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass dies nach Überstehen der Infektion wieder besser wird, man weiß aber vorher natürlich nicht, wie lange es dann bis zur Besserung dauert und ob man wirklich wieder auf den Stand von vor der Erkrankung kommt. Diese Erfahrungen, die sicherlich schon einige Betroffene bei anderen Erkrankungen gemacht haben, sind auch mit ein Grund, warum man z.B. bei Erkrankungen wie der HMSN zur Grippeimpfung rät. Leider gibt es aktuell keine Impfung gegen Corona, auch die Behandlungsmöglichkeiten sind stark begrenzt. Somit sind auch dies Gründe, zu versuchen, sich nicht mit dem Coronavirus anzustecken.

Schon in der ersten Corona-Welle wurden von verschiedenen Organisationen u.ä. Informationen zum Thema Corona und HMSN bzw. Corona und Muskelerkrankungen zur Verfügung gestellt. Die Links dazu sind im nächsten Abschnitt zu finden.


In diesem Abschnitt sind Links zu Informationen verschiedener Organisationen bzgl. Corona und HMSN bzw. Corona und Muskelerkrankungen zu finden. Die Infos sind teilweise in Englisch. Zur Übersetzung sei hier z.B. Deepl als Übersetzungstool empfohlen.

Das CMT-Register stellt auf dieser Seite Infos rund um das Thema Covid-19-Pandemie zur Verfügung, u.a. findet man dort Flyer zum Thema Atemmuskelschwäche, Atemübungen und Bewegungsmöglichkeiten für zu Hause.
Außerdem sind dort weitere Links zu finden.

Die DGM hat das Thema "Corona" auch sehr früh aufgegriffen, so gibt es hier Hinweise zum Coronavirus von März 2020 und hier weitere, ausführlichere Informstionsmöglichkeiten.

Die CMTA USA hat auch einige Informationen zur Verfügung gestellt, diese sind in englischer Sprache.

Zuletzt kann man hier ein Webinar sowie ein zusammenfassendes Pdf der Hereditary Neuropathie Foundation (HND) zum Thema "CMT and Covid-19" finden. Beides ist in englischer Sprache.


Diese Infos entsprechen dem Stand Oktober 2020.